Unterwegs sein – unser Alltag
Was machen wir einfach den ganzen Tag so, außer Nationalparks besuchen und das Leben genießen? Tatsächlich ziemlich viel. Wie sonst auch müssen wir uns selbst versorgen und was man sonst noch so macht. Wir müssen planen genug Wasser, Nahrung und Diesel dabei zu haben. Wir müssen uns überlegen, wo wir die Nacht verbringen. Und wir fahren vor allem viel Auto. Wohin, tüfteln wir vorher natürlich auch aus. So viel zu den langweiligen Alltäglichkeiten. 🙂
Wie ich schon vorher mal erwähnt habe, ist hier auf der Südhalbkugel Winter. Das heißt, wie zu Hause auch, dass es spät hell und früh dunkel wird. Wir richten uns ziemlich nach der Sonne aus. Auch wenn es tagsüber warm ist, wird es meistens schnell kühl sobald die Sonne untergeht. Wie sehr sich das unterscheidet, hängt von unserem jeweiligen Aufenthaltsort ab. In Perth war es noch (tags und nachts) kühl und regnerisch. Je weiter wir in den Norden fuhren, desto wärmer wurde es. In Exmouth und im Cape Range Nationalpark war es dann tagsüber sehr warm (an die 30 Grad) und kühlte nachts nur geringfügig ab. Weiter westlich in das Land hinein wurde es nachts schlagartig kälter. Das hieß, alle zusätzlichen Schlafsäcke wieder herausholen. Zum Glück ist unser Auto für vier Leute ausgestattet. Wir haben also alles vierfach. Vier Schlafsäcke, Kissen, Teller, Tassen, Gabel, Messer, etc. So müssen wir auch nicht jeden Löffel nach Benutzung abspülen, sondern haben etwas Luft.
Wir campen meist in Nationalparks oder Rest Areas, die zum einen günstiger als Campingplätze sind und zum anderen uns mehr Freiheit geben. Wir können kommen und gehen wann wir wollen. Zudem sind diese oft näher an der Natur (oder am Strand) und bieten teilweise mehr Privatsphäre. Die Atmosphäre ist auch meist eine andere, da dort mehr junge Leute unterwegs sind. Leider bieten sie natürlich nicht die Annehmlichkeiten, die ein kommerzieller Campingplatz bietet. Fließendes Wasser ist meistens nicht vorhanden, Duschen ebenso wenig. Strom natürlich erst recht nicht. Wir können aber das Meiste über den Zigarettenanzünder im Auto aufladen und haben sogar einen Kühlschrank mit Strom eingebaut. Dieser ist an eine zweite Batterie angeschlossen, die beim Fahren ebenfalls aufgeladen wird. Das alles bedeutet, dass wir abends ziemlich früh in der Koje liegen. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, machen wir meistens in der Abenddämmerung essen (eine Lampe, die ans Auto angeschlossen werden kann haben wir sogar auch) und gehen bald danach hoch (je nach Wetter halt früher oder später). So ganz ohne Fernseher und Heizung bleibt nicht mehr viel. 🙂 Wir stehen dann ziemlich früh auf um das begrenzte Tageslicht auszunutzen. Um 8 oder 9 Uhr haben wir morgens alles wieder eingepackt und weiter geht’s.
Wo geht es dann hin?
Entweder wir fahren zum nächsten Punkt von Interesse (entweder zur nächsten „Stadt“ zum Einkaufen oder in den nächsten Nationalpark) oder wir unternehmen etwas (meistens in einem Nationalpark). Außer Nationalparks gibt es im Norden Westaustraliens tatsächlich wenig. Das Sehenswerte an diesem sehr diversen Gebiet ist einfach die sich ständig verändernde Natur. Viele sagen, dass Westaustralien das richtige Australien sei. Und wenn man sich unter Australien unendliche Weiten, rote Wüste und weiße Sandstrände am türkisblauem Meer vorstellt, stimmt das. Wir haben selbst schon innerhalb von 2,5 Wochen all dies bereits gesehen und erlebt. Der Kontinent ist natürlich noch viel vielfältiger. Man vergisst viel zu schnell wie groß Australien ist. Mit 7.692.024 km² ist der rote Kontinent ca. 22 mal größer in Deutschland, wobei die Bevölkerungsdichte mit ca. 24 Millionen Einwohnern lediglich 3,1 Bewohner pro km² beträgt. Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Städten Australiens, 2015 waren dies 89,4 %. Westaustralien ist der größte Staat des Kontinents (2.529.880 km²) mit nur 2.589.100 Einwohnern. Das ergibt eine Bevölkerungsdichte von knapp einem Einwohner je Quadratkilometer! In Westaustralien gibt es nur eine wirklich große Stadt, Perth. In dieser inkl. Ballungsraum lebt der Großteil der Einwohner Westaustraliens, nämlich 1,7 Millionen. Die zweitgrößte Stadt ist Bunbury mit 64.000 Einwohnern im Süden Westaustraliens. Ich denke das zeigt, wie groß und nun ja, leer dieses Gebiet ist.
Für uns bedeutet das, wie schon mal vorher erwähnt, viele Vorräte bereit zu halten und viel Auto zu fahren. Bis jetzt sind wir schon 3.500 km gefahren und haben ca. 60% unserer Route nach Darwin geschafft. Auf direktem Wege wären das zwar nur insgesamt 4.500 km, wir haben aber einige Umwege gemacht um vieles zu besichtigen.
Inzwischen hat sich also Routine eingestellt, wenn es um das tägliche Leben geht. Zum Beispiel hat das Auto keine Zentralverriegelung. Wir müssen also jede einzelne Tür auf- und abschließen. Die hinteren beiden Türen können nicht mit dem Schlüssel von außen verschlossen werden, sondern nur indem der Knopf von innen herunter gedrückt wird. Das heißt also, wenn wir z.B. einkaufen gehen wollen Folgendes. Wir stehen vor dem Auto, alles ist abgeschlossen und wir sind startklar. Ach nein, ich will mir noch einen Pullover überziehen, im Supermarkt ist es immer so kühl klimatisiert. Also, wer hat den Schlüssel? Ich muss ja hinten ans Gepäck, also Beifahrertür aufschließen, an die hintere Tür greifen und öffnen, Pullover nehmen, hintere Tür verschließen, Beifahrertür verschließen und dann geht es endlich los. Das ist natürlich kein Drama und man musste das früher sogar immer so machen, aber irgendwann nervt es einfach. Es sind einfach die kleinen Eigenheiten des Autos, indem möglichst wenig Elektrik verbaut ist. Dafür kann natürlich auch z.B. während einer Flussdurchquerung weniger kaputt gehen.
Apropos Gepäck. Es herrscht einfach ein immerwährendes Chaos. Da wir keine andere Möglichkeit zum Verstauen haben liegen unsere Rucksäcke auf der Rückbank. Der Kofferraum ist mit Küchensachen, Lebensmittel und dem verpackten Vorzelt belegt. Egal wie oft man aufräumt, man muss nur eine Sache im Rucksack suchen und schon ist alle Ordnung dahin.
Andere Sachen sind erstaunlich unkompliziert. Wir haben uns schnell daran gewöhnt, jeden Tag unser Zelt auf- und abzubauen. Wir benötigen insgesamt nur 15 Minuten wenn alles problemlos läuft. Wenn der Reißverschluss klemmt oder die Heringe nicht in den Boden gehen, bringt das alles natürlich direkt durcheinander. Inzwischen bauen wir das Vorzelt jedoch immer seltener auf. Wenn es warm und trocken ist, kann man genauso gut draußen sitzen.
Hier könnt ihr euch anschauen wie wir rumhampeln bis alles steht:
Soviel zu unseren kleinen Alltäglichkeiten! Ich hoffe, das Ganze war nicht zu langweilig und konnte euch einen Einblick geben was wir so machen.